Zwei ehemalige Arbeiter:innenhäuser der Schweizerischen Metallwerke AG Dornach, Baujahr 1908
Schon in den späten 1990er Jahren gab es einen Versuch, die Arbeiter:innenhäuser an der Dornacherstrasse 163-169 in Neu-Aesch («Metalli Häuser») zu erhalten: die Mieter:innenschaft trat mit der damaligen Eigentümerin, der gemeinnützigen Wohn- und Verwaltungsgenossenschaft Wohnstadt, in Verhandlungen, um ihr die Häuser abzukaufen. Vier Parteien wollten je eine Hälfte der beiden Doppelhäuser übernehmen. Doch die Gemeinde legte ihr Veto ein, weil sie durch die dafür notwendige Parzellierung des Grundstücks eine Neuüberbauung gemäss dem seit 1995 gültigen Quartierplan Bruggfeld gefährdet sah.
2013 meldeten die Mieter:innen erneut ihr Kaufinteresse an, nun bei der Bürgergemeinde Aesch, welche die Liegenschaft per 19. April 2007 erworben hatte und die Häuser durch Neubauten ersetzen wollte. Die Bürgergemeinde zeigte sich nicht verkaufswillig, war aber bereit, einer zu bildenden Genossenschaft einen Baurechtsvertrag anzubieten. Die preislichen Bedingungen überstiegen indes die Möglichkeiten der Interessent:innen, die durch eine von ihnen veranlasste Schätzung auch die Kosten der unabdingbar erscheinenden Sanierung kannten.
Überzeugt davon, dass die Häuser erhaltenswürdig sind, wandte sich die Mieter:innenschaft an den Baselbieter Heimatschutz mit der Bitte, sie bei ihren Rettungsbemühungen zu unterstützen. Dieser gab nun ein architektur-historisches Gutachten in Auftrag – und ebendieses Gutachten wurde sozusagen zum Wendepunkt in der Geschichte der Metalli Häuser. Es bescheinigt der Anlage nämlich unter anderem: «Die gut gestalteten, 112 Jahre alten Häuser besitzen darüber hinaus einen sehr hohen Stellenwert im Ortsbild Neu-Aeschs, treten sie doch in der auf weite Strecken jungen und banalen Bebauung stilistisch und qualitativ wohltuend hervor und künden augenfällig von der Geschichtlichkeit dieses Gemeindeteils (…).»
Nun fühlte sich die Bürgergemeinde herausgefordert und gelangte im November 2020 mit einem erneuerten Angebot an die Mieter:innen: Der Baurechtszins, der 7 Jahre zuvor 36 Fr./m2 pro Jahr betragen hatte, wurde auf 30 Fr. gesenkt; von einem Verkaufspreis für die Häuser wurde abgesehen (2013 waren noch Fr. 1’200’000.– gefordert worden). Bedingung war, dass ein «fundiertes Sanierungskonzept» vorgelegt werde.
In dieser veränderten Situation wendete sich nun die Bewohner:innenschaft an die Genossenschaft Mietshäuser Syndikat. Erste Zusammenkünfte fanden statt, man einigte sich auf ein Vorgehen. Im Sommer 2021 fand eine Sitzung mit der Bürgergemeinde statt. Die von Natalia Wespi und Daniel Gelzer präsentierte Konzeptstudie war den eher konventionell und konservativ eingestellten Vertreter:innen dieser Institution jedoch zu wenig umfassend – das Projekt wurde sinngemäss als «zu billig und zu langsam» taxiert. Aber nach einigen Anpassungen kam es schliesslich zum Vertragsabschluss. Seit dem 1. April 2022 ist die Genossenschaft Mietshäuser Syndikat Besitzerin und Baurechtsnehmerin der knapp 2000m² umfassenden Parzelle. Die meisten der bisherigen Bewohnenden unterstützen das Projekt und sind Mitglieder der Genossenschaft geworden. Bereits im darauf folgenden Monat wurden leerstehende Wohnungen renoviert und neu vermietet. Mulden wurden aufgestellt zur Entrümpelung von Estrich und Kellern, in denen sich über die Jahre einiges an Material angehäuft hatte. Ideen zur Gestaltung des Gartens werden nun entwickelt und das gemeinschaftliche Zusammenleben diskutiert. Ein erster grosser Renovationsschritt ist mit der Sanierung der Gebäudehülle und der Heizungen geplant. Dies soll schon im kommenden Jahr realisiert werden. Später sollen Bäder, Küchen sowie die Wasser- und Elektroleitungen saniert werden. Die neuen Genossenschafter:innen werden möglichst in die Planung einbezogen und die Sanierung wird nach ihren Bedürfnissen gestaffelt. So tragen die Mietparteien diesen Prozess aktiv mit und übernehmen Verantwortung.
Die Bewohner:innen der Metalli Häuser und die Genossenschaft Mietshäuser Syndikat freuen sich, dass mit dieser Übernahme zwölf preisgünstige Wohnungen in historisch wertvollen Bauten dem gemeinnützigen Wohnbau zugeführt werden konnten!